Es ist offiziell: Nachdem schon seit einiger Zeit Gerüchte über die Schließung des deutschen Rakuten-Marktplatzes in den Medien kursierten, bestätigt nun ein Pressesprecher von Rakuten gegenüber dem Portal Onlinehändler-News, dass das Unternehmen per 15. Oktober tatsächlich den deutschen Marktplatz auf Eis legt und keine weiteren Bestellungen annimmt. Auch bei dem Besuch der Website wird man mittlerweile direkt auf die Schließung des Marktplatzes hingewiesen. Entgegen Rakutens Motto “Make our marketplace your marketplace” können eCommerce-Shops nicht weiter ihre Produkte über die Plattform des japanischen Konzerns mit deutschem Sitz in Bamberg vertreiben. Bestellungen, die bis zum Stichtag 15.10. getätigt werden, sollen laut Angaben des Unternehmens noch wie gewohnt abgewickelt werden.

 

Was ist ein Online-Marktplatz?

 

Weltweit wurden 2019 mehr als 50% der eCommerce-Verkäufe über Online-Marktplätze abgewickelt. Experten prognostizieren für die nächsten 5 Jahre einen drastischen Anstieg dieses Prozentsatzes, da sie in Marktplätzen das größte Potential des Online-Handels sehen.

 

Online-Marktplätze weisen die folgenden beiden Merkmale auf:

  1. Verkäufer und Käufer handeln auf derselben Website.
  2. Käufer sind in der Lage, Produkte zu kaufen, ohne die Website bzw. die App zu verlassen.

Das schließt Preisvergleichsseiten aus. Denn um die Produkte explizit zu kaufen, muss die Seite verlassen werden.  Sie können als Privatperson auf Marktplätzen verkaufen, oder auch als B2B- bzw. B2C-Unternehmen. Angeboten werden neben physischen Produkten auch Dienstleistungen. Rakuten selbst zählt wie Amazon zu B2C-Marktplätzen, auf denen lediglich physische Güter zum Verkauf stehen. Die Käufer sind in den meisten Fällen Endverbraucher anstelle von großen Unternehmen. Wenn Sie also gezielt nach einem Produkt suchen, finden Sie selbiges in vielfachen Ausführungen von diversen Herstellern bzw. Unternehmen und können sich für das für Sie am besten geeignete Angebot entscheiden.

 

iBE, ein paneuropäisches Beratungsunternehmen für Finanzdienstleistungen prognostiziert, dass B2C-Marktplätze derzeit rund 1,1 Milliarden Dollar an Marktplatz-Verkäufen einbringen. Dieser Wert soll laut iBE bis 2024 auf 3,5 Milliarden Dollar ansteigen. Das wiederum entspricht mehr als 70 % aller getätigten Online-B2C-Verkäufe. Das Potential, welches in Marktplätzen steckt, ist enorm. Daher ist es umso mehr verwunderlich, dass Rakuten in Deutschland für andere Marktplatz-Riesen – allen voran Amazon – das Feld räumt.

 

Wie Rakuten funktioniert (hat)

 

Rakuten wendet sich vor allem an Händler, die mit wenig Zeitaufwand einen funktionierenden Online-Shop einrichten wollen. Auf dem deutschen Marktplatz waren rund 6.700 Händler aktiv und vertrieben ihre Produkte. Mittels des Features Rakuten Connect konnten Käufer Shop-übergreifend einkaufen und Produkte aus unterschiedlichen Shops gesammelt in ihren Warenkorb legen. 

Unter dem Stichwort “Empowerment” wurden Ihnen als eCommerce-Shop sämtliche Tools in die Hand gelegt, um effektiv eine Bindung zu Ihren Kunden aufbauen zu können und Ihren Onlineauftritt ansprechend zu gestalten. Händlerzentriert wurde SEO- und designtechnisch eine einwandfreie Oberfläche geschaffen, um mit den größtmöglichen Freiheiten den eigenen Shop zu betreiben. In der Rakuten-Akademie konnten Händler Fertigkeiten erlernen, um ihre eCommerce-Fähigkeiten auszubauen. Das war neben der hauseigenen Bestellhotline vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen ein Pluspunkt gegenüber anderen Online-Marktplätzen.

 

Als eingetragener Rakuten-Händler waren neben der einmaligen Einrichtungsgebühr in der Höhe von 49,- Euro eine monatliche Nutzungsgebühr von 39,- Euro zu entrichten. Dazu kommt pro Verkauf ein Abschlag von 5-9 % auf den Umsatz, abhängig von der Produktkategorie. Der gesamte Zahlungsvorgang wurde dabei direkt über Rakuten abgewickelt: Online-Shops mussten also keine Anbindung an Zahlungssysteme vornehmen.

Kunden haben mit jedem Einkauf sogenannte Superpunkte gesammelt, die beim nächsten Einkauf eingelöst werden können. Hierbei konnten Shops auch gezielte Superpunkt-Kampagnen erstellen, um den Kauf über ihre Seite potentiellen Kunden schmackhaft zu machen. 

 

Wie geht es mit Rakuten weiter?

 

Was bleibt ist der Service Club R, der teilweise mit mit Amazons Prime-Mitgliedschaft vergleichbar ist. Die Mitgliedschaft ist seit 2018 kostenlos und bietet die folgenden Vorteile:

 

  • 3-fache Superpunkte auf jeden Artikel
  • Superpunkte sind 364 Tage gültig
  • Exklusive Rabatt-Aktionen ausschließlich für Club R-Kunden

Kunden haben weiterhin die Möglichkeit, ihre gesammelten Superpunkte bei anderen Rakuten Services einzulösen oder diese in Gutscheinkarten von Marken wie Douglas, Ikea, Otto etc. einzutauschen.

Auch Services wie Rakuten TV, Tolino und Rakuten Viber sollen nicht von der Schließung des Marktplatzes betroffen sein. Zu den bestehenden Services strebt Rakuten auch noch an, in das Bank- und Mobilfunkgeschäft einzusteigen, was bereits in Japan erfolgreich umgesetzt wurde. Das begründet Rakuten vor allem damit, dass der Marktplatz nur ein beschränktes Wachstumspotential auf dem Markt geboten hat, man wolle sich nun vor allem auf Advertising und digitale Inhalte auf dem deutschen Markt konzentrieren. 

 

Fazit: Was das für Ihren Online-Shop bedeutet

 

Sollten Sie einen Shop auf dem Rakuten Marktplatz betrieben haben, ist jetzt die ideale Zeit, um auf Alternativen umzusteigen. Ob Sie nun auf Amazon umsteigen oder sich selbst mit Shopsystemen wie zum Beispiel Shopify oder Magento Ihren eigenen Online-Shop bauen – es gilt vorab das Für und Wider abzuwägen. Neben der Wahl der Plattform stellt sich auch die Frage nach der Abwicklung Ihres Fulfillment. Wenn Sie sich nicht selbst um alle Schritte in der Auftragsabwicklung kümmern möchten, bietet es sich an, gezielt Prozesse auszulagern und Experten mit Ihrem Fulfillment zu beauftragen.

 

Warehousing1 fungiert an dieser Stelle als Schnittstelle zwischen Online-Shops und Logistik-Partnern. Über ein zentrales Dashboard auf unserer Cloud-basierten Plattform haben Sie jederzeit Einsicht in alle Logistikprozesse, mit denen Sie unsere Partner beauftragt haben. Wir stellen für Sie eine Schnittstelle zu dem Lagerverwaltungssystem Ihres Logistikanbieters her, um die Auftragsabwicklung zu automatisieren. Warehousing1 unterstützt die Anbindung an gängige Shopsysteme und ermöglicht es Ihnen, Daten in Echtzeit abzurufen und flexibel auf eine schwankende Auftragslage zu reagieren. Sie sind neugierig und wollen mehr über eine Zusammenarbeit mit uns erfahren? Unsere Account Manager beraten Sie gerne – vereinbaren Sie dazu noch heute ein unverbindliches Beratungsgespräch!

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